Saterfriesisches Wörterbuch
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Wien, -e, die

1. Wein: 1.1 in ju Fransentied häbe do Suldoaten Rouke in Wien seden: in der Franzosenzeit haben die Soldaten Krähen in Wein gekocht. 1.2 wíelden Wien: rankendes Gewächs.

jote iek jote, du jutst, hie/ju jut, wie jote; goot, goten; jeten; jut/joot! jotet!

gießen: 1. gießen: ju goot dän Wien in do litje Gleze : sie goss den Wein in die kleinen Gläser. 2. begießen: do Bloumen mouten jeten wäide : die Blumen müssen begossen werden. 3. flüssiges Metal in Hohlformen gießen: Lood jote : Blei gießen.

toujote

zugießen; zu etwas hinzugießen: jut deer wät Wien tou! : gieß etwas Wein hinzu!

panskje

panschen: man kon mäkkelker Wien panskje as Sluk : man kann leichter Wein panschen als Schnaps.

siepelje

1. sickern, rieseln, träufeln (is): 1.1 die Wien siepelde tou dät Fät uut : der Wein träufelte aus dem Fass heraus. 1.2 dät Woater siepelt fon alle Kaanten ätter dän Sloot wai : das Wasser sickert von allen Seiten zum Graben hin. 2. fein regnen, tröpfeln: et siepelt n bitje bute : es tröpfelt ein bisschen draußen.

skíer (skíerder, skíerste)

1. rein, klar: 1.1 ju waas ounkloded in skíere Siede : sie war in reiner Seide gekleidet. 1.2 dusse wiete Wien is aiske skíer : dieser Weißwein ist sehr klar. 2. pur, unvermischt: 2.1 skíer Lound : Land ohne Unkraut. 2.2 dän Tuun skíer moakje: den Garten von Unkraut und Ungeziefer befreien. 2.3 skíer Flaask : Fleisch ohne Haut und Knochen. 3. glatt, eben: 3.1 skíere Häid : glatte Haut. 3.2 n skíeren Boom : ein glatter Baum; ein Baum ohne Rinde. 4. fertig: 4.1 iek bän mäd dät Moaljen skíer : ich bin mit dem Anstreichen fertig. 4.2 hie is deermäd skíer : er ist durchgekommen; er hat sich von einer Krankheit oder einer Finanzkrise erholt. 5. bankrott: hie is deermäd skíer : er ist bankrott. 6. müde und schlapp: as iek fon ju Oarbaid koom, waas iek heel skíer : als ich von der Arbeit kam, war ich ganz müde und schlapp. 7. (Haus) schuldenfrei, ohne Hypothek. 8. sauber und ordentlich in der Kleidung: wät lätst du flug un skíer in dien näie Habbiet! : was siehst du schön und sauber aus in deinem neuen Kostüm! 9. sauber gefegt, geschrubbt: ju Köäkene is wier skíer : die Küche ist wieder geschrubbt. 10. frei vom Ausschlag: iek häbe Soolve fon dän Dokter kríegen, un nu is mien Häid wier skíer : ich habe Salbe vom Arzt bekommen, und jetzt ist meine Haut wieder ohne Ausschlag. 11. auseinander: wie sunt skíer mädeenuur : wir sind auseinander; wir wollen nichts mehr voneinander wissen. 12. verlobt: jo sunt skíer mädeenuur : sie sind miteinander verlobt. 13. fett, dick: iek íete nit fúul, man iek bän daach fúuls tou skíer : ich esse nicht viel, aber ich bin doch viel zu fett. 14. gänzlich, vollständig: hie häd alles skíer apíeten : er hat alles vollständig aufgegessen. todkrank: ju is mäd dät Líeuwend skíer : sie ist todkrank und hat nicht mehr lange zu leben. unbebrütet: skíere Oaiere : unbebrütete Eier. leid, überdrüssig: iek bän mäd dät Hallaamjen ap de Sträite skíer : ich bin des Lärmens auf der Straße überdrüssig.

skulsje

1. (Flüssigkeit) glucksen, gluckern; sich hin und her bewegen und dabei dunkle Laute von sich geben (is/häd): ju Fauene kon ju Moalk so drege, dät ju nit skulset : die Dienstmagd kann die Milch so tragen, dass sie nicht gluckert. 2. schwenken; eine Flüssigkeit in einem Gefäß in Bewegung bringen, hin und her schwenken: do Bäidene skulsje mäd dät Woater in der Kruke: die Kinder bringen das Wasser im Tonkrug in Bewegung. 3. (Stoff) in einer Flüssigkeit durch Schwenken reinigen: Wulle in t Woater skulsje: Wolle im Wasser schwenken. 4. mit gluckernden Geräuschen in ein Gefäß einfließen ( is ): die Wien skulsede in dät Fät oun: der Wein gluckerte in das Gefäß hinein. 4. schaukelnd gehen ( is ): Janhinnerk skulsede so sinnig uur dän Dom: Janhinnerk ging langsam schaukelnd über den Weg.

slingelje

1. wanken, torkeln. 2. (+ sik) ranken, schlängeln: die Wien slingelde sik an de Múre hoog : der Wein rankte sich an der Mauer hoch.

Smoak, die

1. Geschmack, Genuss: 1.1 mäd Smoak íete: mit Genuss essen, schlemmen. 1.2 deer is naan Smoak an dät Bjoor: das Bier hat keinen Geschmack. 1.3 iek häbe mäd Smoak ap de Bíelde ankieked: ich habe das Bild mit Genuss betrachtet. 1.4 die Smoak is deerove: der Geschmack ist daraus. 2. Geschmackssinn: man mout n fainen Smoak häbe, uum so n Wien tou genjoten: man muss einen feinen Geschmackssinn haben, um so einen Wein zu genießen. 3. Appetit: iek häbe deer naan Smoak an: ich habe keinen Appetit darauf. 4. Sinn, Lust: hie hied deer naan Smoak an: er hatte keine Lust dazu.

so n/suk (Sg.); sukke (Pl.)

1. (mit zählbaren Substantiven) so ein; solch: 1.1 so n Bräid/Käärdel/Bäiden moate iek goar nit häbe : so eine/eine solche Braut, so einen/ einen solchen Ehemann, so ein/ein solches Kind möchte ich gar nicht haben. 1.2 (mit Stoffnamen und sonstigen nicht zählbaren Substantiven): sukken Wien, sukke Moalk, suk Woater wol iek nit drinke : solchen Wein, solche Milch, solches Water will ich nicht trinken. 1.3 so n/suk Weder wol iek nit noch insen bilíeuwje : so ein Wetter will ich nicht noch einmal erleben. 1.4 so n groten Äil koast du nit alle Dege fange : solch einen großen Aal kannst du nicht alle Tage fangen. 2. jemand wie: wie wollen nooit so n Hitler wier häbe : wir wollen nie jemanden wie Hitler wieder haben.

Súrigaid, ju

1. saure Beschaffenheit; saurer Geschmack; Herbheit: iek mai ju Súrigaid fon dän Wien nit: ich mag die Herbheit des Weines nicht. Säure: iek häbe tou fúul Súrigaid in ju Moage : ich habe zu viel Säure im Magen.

tapje

zapfen: Wien in Petäljen tapje : Wein auf Flaschen füllen oder ziehen.

oukäile

1. abkühlen: wie köilden dän Wien in dän Käller ou : wir kühlten den Wein im Keller ab. 2. (+ sik) sich abkühlen: deer waas ju Swimstede, wier wie uus oukäild häbe : da war der Badeplatz, wo wir uns abgekühlt haben.

touläze (b)

1. anschaffen, zulegen: hie häd sik n näien Húund toulaid: er hat sich einen neuen Hund zugelegt. 2. hinzulegen, hinzuzahlen: hie mout trietig Euro touläze, wan hie dät koopje wol: er muss dreißig Euro hinzulegen, wenn er das kaufen will. 3. (+ sik ) sich auf etwas verlegen: hie häd sik ap dän Hondel mäd Wien toulaid: er hat sich auf den Handel mit Wein verlegt.

toumoange

beimischen, panschen: dussen Wien häd aan wät toumoangd : diesem Wein hat jemand etwas beigemischt.

toupröivje

schmecken: die Wien pröivet mie gjucht súur tou : der Wein schmeckt mir sauer.

tousätte

1. zusetzen, hinzufügen: ju häd dän súre Wien wät Sukker tousät : sie hat dem sauren Wein etwas Zucker hinzugefügt. 2. hinzuzahlen: du moast deer Jeeld tousätte, wan du dän flugge Moantel häbe wolt : du musst Geld hinzuzahlen, wenn du den schönen Mantel haben willst. 3. tätlich oder mit Worten angreifen.

uursins

1. anderer Meinung: 1.1 uursins wäide : 1.1.1 die Meinung ändern; einen Gesinnungswandel durchmachen. 1.1.2 sich erholen: ju waas kroank, man nu is ju uursins wuden : sie war krank, aber jetzt hat sie sich erholt. 2. angeheitert, beschwipst: two Gleze Wien, un dan is ju uursins : zwei Gläser Wein, und dann ist sie angeheitert. 3. abgeneigt, unwillig: man kon him alles fóarslo, man hie is aaltied uursins : man kann ihm alles vorschlagen, aber er ist immer abgeneigt. 4. aufgemuntert, ermutigt: ap uursins brange : zerstreuen, aufmuntern; auf weniger trübe Gedanken bringen.

uutläkke

1. auslaufen, aussickern: die Wien läkt tou dät Fät uut: der Wein sickert aus dem Fass heraus. 2. abtropfen.

uutpulskje

1. (Flüssigkeit) über den Rand eines Behälters schwappen: ju Moalk pulskede tou dän Ommer uut : die Milch schwappte aus dem Eimer heraus. 2. verschütten: mien Suster pulskede dän júre Wien uut : meine Schweser verschüttete den teuren Wein.

jöäzelje

1. bei leichter Unpässlichkeit klagen, jammern. 2. schwärmen: hie jöäzelde fon dän läkkere Wien : er schwärmte von dem wohlschmeckenden Wein. 3. ununterbrochen seufzen.

bee

1. beide: 1.1 do bee Brúre : die beiden Brüder. 1.2 mäd uus beeën : selbander; zu zweit; unser zwei. 1.3 wie wieren mäd uus beeën ap ju Bjorenge : wir waren zu zweit auf der Fete. 1.4 wie hieden Wien un Sluk, un jo wülen bee Pate : wir hatten Wein und Korn, und sie wollten beides. 1.5 fon bee Sieden : auf beiden Seiten. 1.6 gouden Dai, jie bee : guten Tag, ihr beiden.

biskíeten

geizig; übertrieben sparsam: hie geen mäd sin Wien heel biskíeten ume : er geizte mit seinem Wein.

biswiemelje

1. betäuben: die Sleek mäd dän Peel ap dän Kop häd mie biswiemeld : der Schlag mit dem Pfahl auf den Kopf hat mich betäubt. 2. berauschen: iek waas fon dän swäite rode Wien swíede biswiemeld : ich war von dem süßen Rotwein sehr berauscht.

bitter (bitterder, bitterste)

1. herb: die Wien fon ju Mosel is mie tou bitter : der Wein von der Mosel ist mir zu herb. 2. bitter: 2.1 dät skäl die bitter apstete : das wird dir bittert aufstoßen (= das wirst du bereuen). 2.2 dät Foanwoater smoakede nit bitter : das Moorwasser schmeckte nicht bitter. 3. (als Verstärkung): uus Hälpe skääst du bitter nodig/nödig häbe : unsere Hilfe wirst du bitter nötig haben.